Rede zum weltweiten Streiktag für das Klima auf Baltrum
20.9.2019
Eberhard Waffenschmidt
Hallo zusammen,
Ich bin Eberhard Waffenschmidt. Ich bin erster Vorsitzender des SFV und Professor
an der TH-Köln im Institut für Erneuerbare Energien CIRE.
Ich bin kein Klima-"Prophet". Ich bin Wissenschaftler.
Und ich "glaube" nicht daran, dass die kommende Klimakatastrophe
menschengemacht ist: Ich weiß es!
Ich verfechte auch keine "Ideologie". Denn für jede Art von
Ismus ist es zu spät.
Ich will auch nicht mehr "ergebnisoffen" diskutieren. Denn das notwendige
Ergebnis steht doch längst fest: Wir müssen sofort aufhören,
Kohle, Erdöl und Erdgas zu verbrennen.
Und da reicht es nicht, ein klein wenig hier und da einzusparen, wie es das Klimapaket der Bundesregierung vorschlägt. Das ist vollkommen unzureichend. Und daher hat der SFV beim Bundesverfassungsgericht eine Beschwerde eingereicht, das Gericht möge feststellen, dass die Klimapolitik der Bundesregierung vollkommen unzureichend ist. Schauen sie mal im Internet unter "klimaklage.com".
Und es reicht auch nicht, statt Kohle Erdgas zu verbrennen, das zwar beim
Verbrennen weniger CO2 erzeugt, dafür aber bei der Förderung ein
vielfaches an Treibhausgas-Emissionen verursacht. Der Umstieg von Kohle auf
Erdgas, was gerade massiv in der Planung ist, ist eine Sackgasse, die wir
verhindern müssen.
Wir können die Gasinfrastruktur allerdings als Langzeitspeicher nutzen.
Dabei muss aber klar sein, dass Erdgas nur eine Übergangstechnologie
ist. Statt Schiffsterminals für Fracking-Gas brauchen wir Power-to-Gas-Anlagen,
mit denen wir mit überschüssigem Wind- und Solarstrom unser Erneuerbares
Gas selber herstellen. Wir brauchen keine langfristigen Lieferverträge
für Erdgas, sondern jetzt ein Markteinführungsprogramm für
Langzeitspeicher. Damit können wir langfristig unseren Strom selber klimaneutral
zu jedem Zeitpunkt erzeugen.
Und als Ersatz für Kohle und Atomkraftwerke dafür müssen wir
Solar- und Windanlagen bauen. Viel schneller als jetzt. Beim jetzigen Tempo
wären wir erst im Jahr 2115 am Ziel.
Was hindert uns daran?
Leider lässt sich das nicht auf einen einzelnen Punkt reduzieren. Aber
lassen Sie mich von den vielen notwendigen Maßnahmen einige wenige nennen:
Der Solardeckel muss weg! Schon nächstes Jahr soll die Förderung
von Solarstrom wegfallen, weil mit 52 GW der sogenannte Solardeckel erreicht
wird. Zum Glück gibt es eine Initiative von Politikern aus Bayern, Schleswig-Holstein
und weiteren, die diese Forderung unterstützen. Auch im Klimakabinett
ist man sich offensichtlich seit kurzem einig: Der Deckel muss weg!
Wir fordern die Stärkung von Bürgerenergie! Stärkt die Bildung
von Energiegemeinschaften. Setzt Mieterstrom gleich mit Eigenverbrauch. Streicht
Abgaben für Eigenverbrauch. Damit bekommen wir das Engagement, die Akzeptanz
und die Finanzkraft von uns allen für eine CO2 -freie Energieversorgung.
Jeder einzelne kann seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Aber klimafreundliches Verhalten bietet in unserer Gesellschaft Nachteile: Höhere Kosten, mehr Zeitaufwand für Reisen, zusätzliche Bürokratie. Das kann doch nicht sein! Da ist unsere Politik gefordert. Die Rahmenbedingungen müssen so geändert werden, dass klimafreundliches Verhalten in der Gesellschaft die Norm wird, weil es sich lohnt! Nur dann werden nicht nur einige Enthusiasten das Klima schützen, sondern WIR ALLE GEMEINSAM!
Weitere Links:
SFV-Seminar zu Erneuerbaren Energien, Baltrum, Sept. 2019
E.Waffenschmidt, 21.Sept.2019